1990
Androgyne, Bruni Regenbogen, Galerie Comenius, Dresden, 22.04. – 26.05.1990
Mit einer Ausstellung stark farbiger Gemälde der in Hamburg lebenden Malerin Bruni Regenbogen, die mit ihren Arbeiten den „Mythos vom Frauentum“ erschütterte, tradierte Verhaltensmuster frech und grotesk umkehrte, weibliche Unabhängigkeit versinnbildlichte – ohne schamhafte Tabuisierung des Sexuellen und damit auf den ersten Blick Abgründiges offenbarend, nahm die Ausstellungstätigkeit der Sezessionistinnen ihren spektakulären Anfang. Gerade eine Aussage dieser Künstlerin verdeutlichte das Anliegen der Gruppe: „Heute brechen Frauen an vielen Stellen gleichzeitig auf, oft nur mit Frauen allein, morgen vielleicht gemeinsam mit ihren Männern…
Wir Frauen sind die Hälfte dieser Welt. Die Hälfte von Arbeit, von Liebe, Freude, Kummer. Wir wollen kein Matriarchat und kein Patriarchat. Wir wollen ein Integrat, in dem Menschen leben, die gleichermaßen Ich und Du sagen.“
Gründungsausstellung, Dresdner Sezession 89 e.V., Galerie Comenius, Dresden, 02.06. – 30.06.1990
Eröffnungsrede zur Gründungsausstellung
Dresdner Sezession 89 am 2. Juni 1990, Dresden, Galerie Comenius (Auszug)
Es ist schön und schwierig für mich, die erste gemeinsame Ausstellung der Dresdner Sezession 89 zu eröffnen. Ersteres, weil ich überrascht und erfreut bin über den Gesamteindruck der Ausstellung: Wie sich die Arbeiten von 20 doch sehr verschiedenen Künstlerinnen in den Räumen der Galerie entfalten und miteinander in Beziehung treten, obwohl kein vorhergeplantes thematisches oder formales Band sie gewollt zusammenzwingt. Eine wunderbare Gründungsausstellung, möchte ich ausrufen und bin mir dessen doch zugleich bewußt, daß ich befangen bin in meinem Urteil – dies ist die Schwierigkeit, denn ich gehöre zu dieser Gruppe, die am 19. Dezember 89 spontan den Entschluß faßte, sich enger zusammenzuschließen.
Die „Wende“ – ich benutze dieses Wort mit zwiespältigen Gefühlen, weil es zu den eigenartigen Begriffsfindungen unserer Tage gehört – die „Wende“ also war begonnen. Fast jeder hatte die Glücksmomente einer sich zu materialisieren scheinenden Utopie erlebt und die Augenblicke der Einigkeit von so vielen. Und dann lag es schon in der Luft und wurde immer deutlicher, daß j e d e r eben doch nicht j e d e n und noch weniger j e d e meinte. Frauen waren immer weniger
in den Vorständen von neuen Gruppen und neuen und alten Parteien anzutreffen. Das Gefühl der Befreiung wurde schnell mit der Ernüchterung des Wissens um die Abgründe konfrontiert: die wirtschaftlichen, die kulturellen, die individuell menschlichen. So ist der Zusammenschluß der Künstlerinnen im Nachhinein doch nicht nur eine intuitive, sondern auch eine wissende Reaktion auf die sich vollziehenden Veränderungen. Denn die Hoffnung, daß diese Veränderungen auch die Fähigkeit von Männern und Frauen fordern würde, die Möglichkeiten beider Geschlechter vorurteilsfrei zu vereinen und kooperativ miteinander umzugehen, haben sich bisher nicht erfüllt…
…Diese Ausstellung hat für mich etwas von der Erinnerung an den Verlust des Paradieses, etwas von dem starken Gefühl der Sehnsucht nach diesem ursprünglichen Zustand und der schmerzlichen Gewißheit, daß er wohl nicht wieder zu erreichen ist…
Sigrun Hellmich
Einladungskarte Eröffnungsfeier 02.06.1990 Gründungsausstellung Galerie Comenius als PDF
Schwarzes Licht, Kerstin Franke-Gneuß, Ute Appelt-Lillack, Galerie Comenius Dresden, 07.07. – 07.08.1990
Kerstin Franke-Gneuß war eine der ersten Künstlerinnen der Sezession, die mit einer Präsentation Einblick in ihr Werk gab und zwar in Korrespondenz mit plastischen Arbeiten von Ute Appelt-Lillack. Man las ihre Arbeiten, die von dunkel pulsierenden Linearverstrickungen dominiert wurden, als Gleichnisse für die von vulkanischen Kräften bewegte Materie, in die das Leben seine Spuren gräbt.
Alruna Harnediebchen, Galerie für Gegenwartskunst, Berlin, 07.09. – 06.10.1990
Heiße Erde, Hella Santarossa, Galerie Comenius, Dresden, 15.09. – 16.10.1990
Hella Santarossa, die bekannte Berliner Crossart-Künstlerin, deren Bilder sich durch eine radikale Sinnlichkeit von Farbe und durch einen spontanen expressiven Gestus auszeichnen, präsentierte ihren Zyklus „Heisse Erde“, in dem sie sich mit der Marienlegende in der brasilianisch-afrikanischen Religion auseinandersetzte.
Porträts, Dresdner Sezession 89 e.V., Galerie Mitte, Dresden, 12.10. – 18.11.1990
Malerei, Grafik, Zeichnung, Leonore Adler, Galerie Comenius, Dresden, 20.10. – 24.11.1990
PERFORMANCE, Take it easy Rembrandt, Hamburger Künstlerinnen, 27.10.90
Leonore Adler besann sich auf die Ästhetik bizarrer, expressiver Formen, auf eine starke Schwarz-Konturierung der Szenerien, dieden Rahmen sprengten, in denen sich Blätter, Pflanzen, Menschen und Tiere innerhalb des ewigen Kreislaufes von Werden und Vergehen miteinander verwoben.
Weihnachtsausstellung, Dresdner Sezession 89 e.V., Galerie Comenius, Dresden, 08.12. – 28.12.1990
Beteiligungen
9. Dresdner Graphikmarkt
12. Radebeuler Grafikmarkt