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2023


Öffnungzeiten: Donnerstag: 16.00 – 19.00 Uhr | Freitag und Samstag: 15.00 – 18.00 Uhr.


VON ZEIT ZU ZEIT Einladung Dorit Bearach | Maria Louise Faber

Dorit Bearach | Maria Louise Faber

25.03. – 06.05.2023

Vernissage am Freitag, den 24.03.2023, 19.00 Uhr

Einführung: Ullrich Kavka [Berlin]

Musik: Steffen Gaitzsch [Geige] Improvisation

Finissage mit Künstlerinnengespräch: Samstag, den 06.05.2023, 15.00 Uhr

Information

Es sind oft die Begegnungen, die – von Zeit zu Zeit – immer wieder Schnittstellen erzeugen, aus der sich gemeinsames Handeln ergibt. So sind es hier zwei Künstlerinnen, die hier erstmals eine gemeinsame Ausstellung in der galerie drei in Dresden ausrichten, wobei die Temperamente die Lebens- und Arbeitswege wie auch die künstlerische Sprache der beiden Künstlerinnen abgesehen von einigen Berührungspunkten sich doch unterscheiden.

Das Gemeinsame ist ihr Start: Dorit Bearach (*1958 in Tel-Aviv – Israel) und Maria Luise Faber (*1957 in Berlin) kamen in den Endsiebzigern nach Dresden und studierten zeitgleich an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Bearach im Fachbereich Malerei Grafik und Faber Bildhauerei. Doch nach drei Jahren trennten sich zunächst die Wege. Maria Luise Faber zog es wieder nach Berlin und setzte hier das Bildhauerei-Studium an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee fort.

Nach dem Abschluß des Studiums in Dresden verlegte auch Dorit Bearach Ihren Lebensort nach Berlin und verankerte in dieser Stadt bis heute ihr künstlerisches Schaffen. Die räumliche Nähe ermöglichte es jetzt Beiden – von Zeit zu Zeit – wieder direkt in Kontakt zu kommen. Daraus erwuchs eine Freundschaft und eine Wertschätzung gegenüber dem jeweiligen künstlerischen Schaffen. Der Ausstellungstitel – Von Zeit zu Zeit – bedeutet so nach beinahe vier Jahrzehnten auch eine gemeinsame Wiederkehr zum gleichen Ausgangsort ihrer künstlerischen Entwicklung.


Von Zeit zu Zeit | Dorit Bearach | Statement Februar 2023

von Zeit zu Zeit passiert es, dass die Zeit mal für eine Millisekunde stehen bleibt

Und während sie so steht, die Zeit, läuft die schon längst vergangene, flüchtig in mir vorbei… hinterlässt einen sauren Geruchsschwall verbrannter Braunkohle…

durchschossene graue Häuserwände… Feuerbohnenhecke an der Wäscheleine im Hinterhof, ein Tisch mit Rosenthaler Kadarka…verrauchter Schimmelmief…

die erste Krause Glucke in der Heide, die fette Elbe fließt und biegt sich zur untergehenden Sonne… Abendröte spiegelt sich im Wasser… es ist die Spree…

die fließt… und ich kehre wieder ein… von Zeit zu Zeit…


Als Malerin versteht sie ihre Bilder zuerst als ästhetische Phänomene: Material und Form und Farbe in Ebene und Raum. Aber es ist deutlich, dass sie sich darin nicht genügen. Denn sie sind voller Zeichen und Verweise, voller delikater, gleichsam intrinsischer Hintergründe, was sowohl die Formen wie auch die Bedeutungen betrifft. /…

Man steht gebannt vor diesen Bildern: Was ist bewusste Konstruktion, was entsteht aus innerer Substanz, was können wir deuten, was nur imaginieren und was bleibt uns verhüllt? Nichts darin treibt ein kokettes Spiel, nichts ist irgendwie gefällig; wir müssen gleichsam eintreten in diese aus Pigment, Bindemittel und allerlei Zutaten gebauten Geistes-Landschaften, in denen die Blicke sich grabend verlieren. /…In der schweigsamen Wirklichkeit dieser Kunst bleibt die Wirklichkeit des Lebens ihr sinnliches Maß.

Matthias Flügge über Dorit Bearach, Dezember 2021


Objekte zwischen Alltag und Erfindung | Maria Luise Faber | Statement Januar 2023

Dem Titel folgend, wählte ich Arbeiten aus den letzten zehn Jahren aus. Mein Augenmerk richtete sich dabei auf Kontinuierliches und Wiederkehrendes in den Skulpturen. Das sind zum Beispiel Kisten, Blöcke, mehrteilige Formen, geschlossene Räume, aber auch fragile, offene Konstruktionen, geometrische Abstraktionen und naturnahe organische Formen in verschiedenen keramischen Techniken und Brennverfahren. / … Es entstehen befremdliche Grundformen, die als etwas Bekanntes, Maschinenteilen ähnlich, noch wahrnehmbar sind. Das Vorgefundene wird befragt und neue, unerwartete Zusammenhänge werden geschaffen.


In der Kunst Maria Luise Fabers ist der übergreifende systemische Zusammenhang der Welt ein Thema. Sie macht jedoch – und das ist so natürlich wie weise – gar nicht erst den Versuch, in irgendeinem ihrer Werke etwas Grundsätzliches dazu zu formulieren. Trotzdem finden sich in ihren Zeichnungen und Objekten häufig Motive, die grundsätzliche Strukturen wiedergeben, sie zitieren oder darauf aufbauen. Sie fabuliert gewissermaßen darum herum. Sie spielt damit und lässt eine eigene, von persönlichen Wahrnehmungen, Erinnerungen und auch Ordnungsbedürfnissen getragene Bildwelt darüber entstehen. / … Nie jedoch geht ihre Interpretation von Ornamentik ins Erhabene, dem Alltag Ferne. Ganz im Gegenteil: Sie setzt ihre Objekte dezidiert aus Alltagsdingen zusammen, die man erst auf den zweiten Blick wiedererkennt, und erlaubt sich damit einen witzigen, sehr zeitgemäßen Kommentar zum sakralen Prunk.

Katrin Arrieta 2018 (Kunstmuseum Ahrenshoop) über Maria Luise Faber


Gabriele-Münter-Preis auf der Kippe?

Gabriele-Münter-Preis 2021 Aktion der Dresdner Sezession 89 e.V.Gabriele-Münter-Preis 2021 Aktion der Dresdner Sezession 89 e.V.Protestaktion der Dresdner Sezession 89 e.V. gegen die „Auf Eis Legung“ des Gabriele-Münter-Preises 2021.

1994 erhielt Thea Richter den ersten Gabriele-Münter-Preis. Sie ist Gründungsmitglied der Dresdner Sezession 89 e.V.
Presse und Funk:
Der Tagesspiegel vom 09.09.21
taz vom 12.09.21
Deutschlandradio Kultur 12. September 2021, 23:26 Uhr
Information
Gabriele Münter (1877-1962) erhielt ihre künstlerische Ausbildung 1897 an einer Damenkunstschule, denn Frauen durften sich in Deutschland erst ab 1918/19 an staatlichen Kunstakademien immatrikulieren. Nach ihr ist der Gabriele Münter-Preis benannt. Er wird seit 1994 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. (BBK), der GEDOK – Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V. und dem Frauenmuseum – Kunst, Kultur, Forschung e.V. ausgelobt.
Eine Bewerbung ist ausschließlich Künstlerinnen ab dem 40. Lebensjahr vorbehalten – als Ausgleich für die Benachteiligung, die Frauen im Kunstbetrieb bis heute vielfach hinnehmen müssen. Denn gerade bei Künstlerinnen verläuft die berufliche Biografie und Karriereplanung oft nicht so geradlinig, wie sich das manche so vorstellen. Eine Vielzahl an Wettbewerben hat eine Altersgrenze von 35 oder 40 Jahren. Dann gibt es erst wieder hochdotierte Auszeichnungen für das künstlerische Lebenswerk, sobald der 60. oder 70. Geburtstag zu feiern ist. Ergo: die mittlere Generation zwischen 40 und 60 Jahren hat es am schwersten, Fördermöglichkeiten zu erlangen. Insofern ist der Gabriele Münter-Preis ein wichtiges Korrektiv.
Doch die Kunsthistorikerin Barbara Straka rechnet vor, dass die Verleihung nicht so regelmäßig wie ursprünglich angedacht stattfand: 2012 und 2017 trat eine „Lücke im Vergaberhythmus“ ein; jetzt wäre für das Jahr 2021 eigentlich eine erneute Auslobung fällig, doch die wurde von ministerieller Seite „noch…nicht veranlasst“. Unmittelbar vor Bundestagswahlen tut sich bekanntlich in der Politik nicht mehr viel, und so befürchtet nicht nur Barbara Straka, dass „der Gabriele Münter Preis in Vergessenheit gerät und schließlich dieses wichtige Instrumentarium der Förderung und Auszeichnung deutscher Künstlerinnen ganz eingestellt wird!“